Islamische Theologie


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Dissertationsprojekte am IIT

Die folgende Liste ist nicht vollständig und wird in nächster Zeit komplettiert.


Koranwissenschaften 

Titel:Das Verständnis von ʿilm in der mystischen Koranexegese
Doktorand:Bilal Erkin, M.A.
Betreuer:Prof. Dr. Hüseyin İlker Çınar
Abstract: Neben den zwei Hauptmethoden in der Koranexegese, die mit tafsīr bi r-riwāya/ tafsīr bi d-dirāya entstand die Koranauslegung namens tafsīr bi l-ʾišāra oder tafsīr išārī, die von den Mystikern hervorging und ihre sufischen Gedanken, Überzeugungen und Lehren beinhaltete. Durch göttliche Inspiration (ilhām) und „mystische Entdeckungen“ (kašf) seien tiefe innere und geheime Botschaften und Bedeutungen des Korans anhand von Hinweisen (išārāt) ermittelbar. Mystische Korankommentare sind daher oft eine Ansammlung von mystischen Interpretationen der Koranverse. Ein anderer Grund, warum diese Auslegungsmethode tafsīr išārī genannt wird, ist die Tatsache, dass die Interpretationen der Mystiker für einen gewöhnlichen Muslim schwer verständlich war und sie deshalb ihre mystischen Entdeckungen in Hinweise und Allegorien (išārāt) gekleidet haben. Die Arbeit soll untersuchen, welche Wissenskonzepte die islamische Gelehrsamkeit ab dem 9. Jhd. gekannt hat und wie sie sie in ihre Koranexegese eingebettet haben. Die Mystiker nehmen in dieser Frage eine besondere Stellung ein, zumal sie sich oft für eine allegorische Deutung der Koranverse eingesetzt haben. Sie behaupteten, dass es nicht nur ein weltliches Wissen gibt, welches sich die Menschen durch Erfahrung und Erlernung aneignen können, sondern auch eine von Gott an bestimmte Menschen unmittelbar eingegebenes Wissen (‘ilm ladunni). Ziel ist es nun zu schauen, wie sie diese Art von Wissen theologisch oder philosophisch legitimieren und inwieweit sie sich von den anderen Gelehrten unterscheiden.

 




Hadithwissenschaften

Titel:Kriterien der Grenzziehung zwischen normativen und nicht normativen Hadithen
Doktorand:Jasser Abou-Archid, M.A.
Betreuer:- folgt -
Abstract:

Aus den tradierten Hadithen innerhalb des sunnitischen Islams ist zu entnehmen, dass sich der Prophet Muḥammad in seiner Lebenszeit nicht nur der göttlichen Mission widmete, sondern verschiedene Funktionen innerhalb seiner Gemeinde erfüllte. So schlichtete er etwa die Streitigkeiten unter seinen Anhängern und fungierte somit als Richter; zugleich führte er die Geschicke seiner Gemeinde und nahm – wie man es heute ausdrückt – eine politische Rolle ein. Doch welche dieser Funktionen gilt als religiös begründet und welche sind lediglich den Umständen der damaligen Zeit geschuldet? Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine eingehende Untersuchung bestimmter Aussagen und Handlungen des Propheten nach ihrem normativen Gehalt. In dieser Doktorarbeit fokussiert Jasser Abou Archid seine Untersuchungen auf zeitgenössische Positionen hinsichtlich der Kategorisierung bestimmter Hadithe. Hierbei gilt es, die Kriterien und Methoden verschiedener Akteure unter dem Gesichtspunkt ihrer – wenn auch vagen – typologischen Einordnung (traditionalistisch, reformorientiert, etc.) herauszuarbeiten und die Auswirkungen auf glaubenspraktische Fragen zu klären, welche mit den unterschiedlichen Ergebnissen dieser Kategorisierungen einhergehen.

 




Islamisches Recht (fiqh)

Titel:Zwischen Tradition und Innovation: Der Einfluß des gesellschaftlichen Wandels auf die Deutung und Anwendung der Scharia in Bosnien und Herzegowina im 20. Jahrhundert"
Doktorand:Dr. Esnaf Begić
Betreuer:Prof. Dr. Bülent Uçar
Abstract: Die Geschichte der bosnisch-herzegowinischen Muslime seit dem Berliner Kongress 1878 und der darauf folgenden Okkupation Bosnien-Herzegowinas unter die Herrschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie ist bis in die späten Jahre des XX. Jahrhunderts voller zivilisatorischer, politischer und ideologischer Umbrüche. Diese wirkten sich zwangsläufig auch auf die Auffassung, Auslegung und Umsetzung des gelebten Glaubens und der religiösen Praxis dieser autochtonen europäischen muslimischen Bevölkerungsgruppe aus und trugen dazu bei, dass es infolge dieser gesellschaftlichen Herausforderungen besonders im Bereich des islamischen Rechts – welches aus seiner Natur heraus die Gläubigkeitspraxis betrifft und regelt – ständig neue Lösungen geben musste. Das Ziel der Promotionsarbeit besteht zum einen darin, diese aus den gesellschaftlichen Veränderungen sich ergebenden Impulse zu erfassen und die daraus resultierenden Wandlungsprozesse im Hinblick auf die Anwendungsbereiche innerhalb des islamischen Rechts sowie die dafür angewandten Instrumentarien zu untersuchen. Zum anderen setzt sich die Promotion zum Ziel die Frage nach der Glaubwürdigkeit und der Akzeptanz der neuen islamrechtlichen Regelungen unter diesen Muslimen zu beantworten, wobei sie sich auch Erkenntnisse und Rückschlüsse für die Gläubigkeitspraxis der in Deutschland lebenden Muslime erhofft.
Titel: Die Anwendung der Maqāṣid aš-Šarīʿa im Islamic Banking am Beispiel der Spareinlagen islamischer Banken in Deutschland
Doktorand:Dr. Souheil Thabti
Betreuer:Prof. Dr. Abdurrahim Kozalı
Abstract: Die Arbeit verfolgt das Ziel, aus den Intentionen der Scharia heraus Regelungen für islamische Banken im Umgang mit den Spareinlagen ihrer Kunden aufzustellen. Diese Regelungen haben ihrerseits Auswirkung auf die Gestaltung der den Aktivgeschäften, die die Bank mithilfe der Spareinlagen tätigt, zugrunde liegenden Verträgen auf muḍāraba-Basis. Die Arbeit endet mit einem Vertragsentwurf für Sparkonten islamischer Banken, der die Beziehung zwischen der islamischen Bank und ihrem Sparer regelt.
Titel:Quellen- und Methodenlehre der islamischen Wissenschaften: Theoretische Legitimierung und Konstituierung religiöser Normen im wandelnden Kontext am Beispiel des uṣūl al-fiqh-Werks „mirqāt al-wuṣūl ilā ’ilm al-uṣūl“ von Molla Husraw (gest. 1481)
Doktorand:Hakkı Arslan, M.A.
Betreuer:Prof. Dr. Abdurrahim Kozalı
Abstract: Gegenstand dieser Arbeit bildet die kommentierte Teilübersetzung und historische Einordnung des klassisch-hanafitischen uṣūl al-fiqh-Werks Mirqātu l-wuṣūl ilā ’ilmi l-uṣūl von Mullā Ḫusraw (gest, 1480). Damit soll ein authentisches Bild dieser klassischen Literaturgattung übermittelt und ein Beitrag zur Erforschung der uṣūl al-fiqh-Geschichte im osmanischen Kontext geleistet werden. Charakteristisch für die uṣūl al-fiqh-Werke aus dieser Zeit ist, dass sie zu einem großen Teil aus Sprachanalyse bestehen. Auch bei Mullā Ḫusraw besteht das Werk ca. 60 % aus sprachtheoretischen Themen, was auch den Schwerpunkt dieser Arbeit bildet. Mit der Teilübersetzung der sprachwissenschaftlichen Teilbereiche der uṣūl al-fiqh bietet der Autor erstmalig einen direkten und authentischen Zugang zu einem wichtigen Teil der uṣūl-Wissenschaft.
Titel:Tradition und Innovation des Fiqh im Denken von Hayreddin Karaman
Doktorand:Murat Bagriacik
Betreuer:Prof. Dr. Bülent Uçar
Abstract: Das Ziel meiner Doktorarbeit ist die Untersuchung der Anwendungsdynamiken des islamischen Rechts (fiqh) in wandelnden Kontexten anhand der Werke von Hayreddin Karaman, einem berühmten islamischen Rechtsgelehrten in der Türkei. Hierbei werden die Entstehungszeit des fiqh in der Prophetenperiode und die wissenschaftlichen Fortentwicklungen in der Nachfolgezeit bis in die säkulare Postmoderne hineinanalysiert. Unter der Anwendung der diachronischen Forschungsmethode werden die innovativen fiqh-Anwendungen bei Karaman erforscht und seine angewandte Methode aufgezeigt. Dabei geht es um die Anknüpfung an die Tradition und die daraus gewonnene Innovation in ihrem wissenschaftlich-argumentativen Diskurs. Die Doktorarbeit zeigt auf, dass Karaman auf wissenschaftlich-kritischer Basis sich den Herausforderungen für einen innovativen Aufschwung in der säkularen Postmoderne stellt.
Titel:Allgemeine Prinzipien des islamischen Rechts im Kodifikationszeitalter: Qirkagagus Kommentar zu Abu Sa id al-Hadimis
Doktorand:Murat Karacan, M.A.
Betreuer:Prof. Dr. Abdurrahim Kozalı
Abstract: Das Ziel dieser Doktorarbeit ist, den Beitrag al-Ḫādimīs bezüglich der juristischen Maxime des islamischen Rechts (arab. al-Qawāʿid al-fiqhiya) darzustellen. In dem genannten Werk listet der Autor insgesamt 154 rechtliche Prinzipien auf. Inwiefern diese genuin sind, soll durch diese Arbeit erkundigt werden. Darüber hinaus werden alle Maximen in die deutsche Sprache übersetzt und kommentiert.
Titel:Die Bildung von religiöser Autorität und Gelehrtenzirkel in der Frühzeit des Islam. Am Beispiel von Sufyān at-Tawrī (gest. 161/778) und Sufyān bin ʿUyayna (gest. 198/814)
Doktorand:Hüseyin Ucan, M.A.
Betreuer:Prof. Dr. Abdurrahim Kozalı
Abstract: Das zweite Jahrhundert nach Hiǧra ist eine wichtige Epoche, in der sehr lebhafte wissenschaftliche Aktivitäten durchgeführt worden sind, sich die Grundlage der islamischen Wissenschaften etablierte wurden und viele religiöse Autoritäten hervorkamen. Auch Sufyān aṯ-Ṯawrī (gest. 161/778) und Sufyān b. ʿUyayna (gest. 198/813) sind zwei bedeutende Persönlichkeiten, die in diesem Zeitraum lebten, zu verschiedenen Wissenszentren angehörten und die späteren wissenschaftlichen Aktivitäten stark prägten. Das Hauptthema, welches in dieser Dissertation am Beispiel von Sufyān aṯ-Ṯawrī (gest. 161/778) und Sufyān b. ʿUyayna (gest. 198/813) behandelt wird, ist die Feststellung der Kriterien, die die im zweiten Jahrhundert n.H. lebenden Wissenschaftler zur religiösen Autorität machten, Ihnen die Berechtigung im Namen des Islam zu Sprechen verliehen und die Verifizierung der Gültigkeit dieser Kriterien in der Gegenwart. Anders ausgedrückt, warum werden die Meinungen einiger Wissenschaftler von weiten Gesellschaftkreisen akzeptiert und sie als religiöse Autorität anerkannt? Was sind die Faktoren, die religiöse Wissenschaftler zu einer religiösen Autorität und ihre Meinungen nachhaltig machten?

 


 


Islamische Religionspädagogik

Titel: Text und Performanz Eine Didaktik des Gebets im islamischen Religionsunterricht zwischen Normativität und Spiritualität
Doktorand:Jörg Ballnus, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Bülent Uçar / Prof. Dr. Abdurrahim Kozalı
Abstract: Das dieser Untersuchung zugrundeliegende Thema widmet sich der Verortung und Untersuchung des Gegenstands des Gebetes (aṣ-ṣalāh) im Islam als Handlungsfeld der Islamischen Religionspädagogik. Eine solche Arbeit ist insofern ein Desiderat als es bisher insgesamt nur sehr wenige Arbeiten zur islamischen Ritualpraxis gibt. Grundsätzlich wird einerseits die Genese des Untersuchungsgegenstands in den Hauptquellen dargestellt, andererseits geht es neben normativen Bezügen zur Systematik des fiqh auch um die Erkundung spiritueller Qualitäten im Kontext des Vollzugs des Gebets. Schließlich geht es am Ende um ein perspektivisches Curriculum des Gebets im Kontext des schulischen islamischen Religionsunterrichts. 
Titel:Islamunterricht an Moscheen in Deutschland
Doktorand:Najla Al-Amin, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Bülent Uçar / Prof. Dr. Irene Schneider (Universität Göttingen)
Abstract: Die Moschee ist für viele Nicht-Muslime ein Ort, der ihnen fremd ist. Es gibt viele Vorurteile und Urteile über Moscheen, die dann zu Diskussionen und anderem führen können. Ebenso behaupten viele Menschen zu wissen, wie muslimische Kinder in Moscheen und insbesondere im Islam- oder dem sogenannten Koranunterricht sozialisiert werden. Tatsache ist jedoch, dass nur die wenigsten wissen, wie ein solcher Unterricht in einer Moschee aussieht. Welche Inhalte hat er, welche Lehrmethoden werden angewandt und wie und wer sind die Lehrkräfte?
Titel:Bildungstheoretische und begriffsanalytische Grundlegung einer islamischen Religionspädagogik und ihrer elementaren Prinzipien anhand epistemisch relevanter Begriffe des Korans
Doktorand:Yılmaz Gümüş, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Bülent Uçar 
Abstract: Gott bezeichnet sich selbst im Koran u.a. als allwissend (al-ʿalīm) bzw. Herr (rabb). Der Koran schreibt sich die Eigenschaft rechtleitend (al-hidāya) zu sein zu und lobt den ehrfürchtigen (muttaqi) Gläubigen. Diese Arbeit wird mit Blick auf die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf der Frage nachgehen, welche religionspädagogischen und didaktischen Implikationen dem Koran zu entnehmen sind. Im Spezifischen wird hierbei betrachtet, welche Bildungs- und Erziehungsziele der Koran sich vorgibt, welche religionspädagogisch relevanten Beziehungen er aufweist und wie er diesen didaktisch nachgeht. Ausgehend davon, dass der Koran als Gottes Wort durch die Verwendung bestimmter Begriffe und deren Verflechtung miteinander eine Eigenart in Erziehungsvorstellungen und sowohl epistemologische wie auch ontologische Bezüge herleiten lässt, ist es zu untersuchen, welche Ziel- und Zweckgerichtetheit dem göttlichen Vorgehen zu entnehmen ist, und welche Motivation die menschliche Handlung zu einer gottgewollten Handlung werden lassen kann. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei ausgewählte Begriffe aus dem Koran, die in diesem Kontext elementaren Charakter haben. Um ggf. auf Deutungsunterschiede bzw. Gemeinsamkeiten im Verständnis dieser Begriffe, ihrer kontextualen Bedeutung und islamisch-religionspädagogischer Stellung verweisen zu können, analysiert diese Arbeit stichprobenartig und vergleichend drei anerkannte Koranexegesen aus unterschiedlichen Jahrhunderten, womit mit Blick auf die Geschichte der Koranexegese eine Zeitspanne von etwa 800 Jahren umfasst wird. 
Titel:Muslimische Bildungs- und Erziehungsvorstellungen- Die Erwartungen muslimischer Eltern und islamischer Religionslehrkräfte an den islamischen Religionsunterricht in Deutschland
Doktorand: Turunc Sultan Tufan, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Bülent Uçar  / Prof. Dr. Rudolf Englert (Universität Duisburg-Essen)
Abstract: Bis heute gibt es deutschlandweit keinen ordentlichen islamischen Religionsunterricht (IRU) nach Artikel 7 Absatz 3 GG an öffentlichen Schulen. In einigen Bundesländern wird der IRU – der in den letzten 25 Jahren als Modellversuch galt und damit ausdrücklich als Übergangslösung angesehen wurde – schrittweise als ordentliches Unterrichtsfach ausgebaut. Mit der Diskussion um den IRU ist auch die Islamische Religionspädagogik in den Fokus bildungspolitischen und religionspädagogischen Interesses gerückt. Heute kann in diesem Fachgebiet von einem Aufschwung wissenschaftlicher Studien gesprochen werden. Allerdings gilt es zu konstatieren, dass in Deutschland zurzeit keine ausgebaute, wohlbegründete und konturierte Islamische Religionspädagogik existiert. Daher stellt die Frage nach einer zutreffenden Theorie, Didaktik und Zielsetzung für die Bundesländer eine neue Her­ausforderung dar. Wirft man einen Blick auf aktuelle Forschungsergebnisse in Bezug auf die Grundlagen und Konzepte der Islamischen Religionspädagogik im deutschsprachigen Raum, so gewinnt man den Eindruck, dass gewisse Probleme existieren, die sich vor allem darin manifestieren, dass es an Lehrplänen mangelt, deren Theorie und Konzept auf der Basis einer Islamischen Religionspädagogik stehen. Kritisiert wird unter anderem, dass bei den vorliegenden Lehrplänen an einer stärkeren muslimischen Binnenperspektive mangelt, obwohl das Grundgesetz in Artikel 7 Absatz 3 den Staat dazu verpflichtet, bei der Einführung eines ordentlichen islamischen Religionsunterrichts, die Inhalte von den Vertretern der muslimischen Glaubensgemeinschaften bestimmen zu lassen. Die Islamische Religionspädagogik kann unter den Muslimen in Deutschland nur dann Anerkennung finden, wenn in Anbetracht des Erziehungsauftrags und der Erziehungsverantwortung die Bildungs- und Erziehungsvorstellungen insbesondere von Erziehungsberechtigten und IRU-Lehrkräften bei der Gestaltung einer Fachdidaktik mitberücksichtigt werden. Umso dringlicher erscheinen demzufolge systematische Forschungen, die einen vergleichenden Überblick über die Erwartungen der Eltern und der Religionslehrkräfte mit unterschiedlichen ethnischen, konfessionellen, kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründen geben. Die Analyse und Interpretation der Erwartungen an den islamischen Religionsunterricht bilden den Gegenstand dieser Dissertation. Angesichts des dargelegten Problemaufrisses handelt es sich bei dieser Arbeit um eine empirisch vergleichende, quantitativ angelegte Teilerhebung, die mit Hilfe des deskriptiv-erklärenden Ansatzes die muslimischen Bildungs- und Erziehungsvorstellungen untersucht. Im Rahmen dieser vergleichenden Studie werden die Erwartungen, Vorstellungen sowie Bildungs- und Erziehungsziele muslimischer Eltern und Lehrkräfte für den IRU in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen an Grundschulen untersucht. Diese Dissertation legt den Fokus auf die Frage, ob trotz der Unterschiede in den ethnischen, konfessionellen, kulturellen und gesellschaftlichen Hintergründen der muslimischen Eltern und Lehrkräfte, es Gemeinsamkeiten in den Bildungs- und Erziehungsvorstellungen gibt. Die Zielsetzung dieser Arbeit besteht darin, die Diskussion um die Islamische Religionspädagogik in Deutschland aufzugreifen, diese im Kontext der Erwartungen muslimischer Eltern und Lehrkräfte zu thematisieren und einerseits die Ergebnisse in beiden Zielgruppen und in den Bundesländern miteinander zu vergleichen und andererseits die Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen, religionspädagogischen und theologischen Forschung zum Vergleich heranzuziehen.
Titel: Islamische Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen – Grundlagen und Umsetzung einer Islamischen Religionspädagogik im Elementarbereich
Doktorand:Misbah Arshad
Betreuer: Prof. Dr. Dr. Rauf Ceylan
Abstract:

Eine umfassende religiöse Erziehung und Bildung muslimischer Kinder kann nicht nur auf den schulischen Religionsunterricht reduziert werden, sondern muss auch den Elementarbereich mitberücksichtigen, denn „Kinder haben nicht erst dann religiöse Orientierungsbedürfnisse, wenn sie in die Schule kommen“ (Friedrich Schweitzer).

Eine islamische Religionspädagogik für den Elementarbereich ist jedoch bisher kaum erforscht und aus diesem Grund fehlen auch entsprechende pädagogische Konzepte. Diese Thematik findet auch kaum Berücksichtigung bei den Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Demnach erweist sich eine islamische Religionspädagogik im Elementarbereich auf der akademischen Ebene in mehrfacher Hinsicht als ein Desiderat. Dennoch leisten muslimische Kindertageseinrichtungen bundesweit im wahrsten Sinne des Wortes Pionierarbeit und sind der Forschung in der Praxis weit voraus. Gerade diese Einrichtungen und ihre praktischen Erfahrungen können als Musterbeispiel für andere dienen.

Wenn man den Erziehungs- und Bildungsplänen und den damit verbundenen Bildungsauftrag gerecht werden möchte, sollte sich eine islamische Bildung sich in konfessionellen und kommunalen Einrichtungen ebenfalls als Teil der Allgemeinbildung und im Rahmen eines interreligiösen Lernens etablieren. Diese sollte sich sowohl an Muslime als auch an Nichtmuslime richten. Und dabei geht es nicht um die Propagierung einer bestimmten Religion, sondern um das gegenseitige Kennenlernen, denn nur auf diese Weise kann ein respektvoller und öffentlicher Freiraum für die Beschäftigung mit dem Islam geschaffen werden. Letztendlich sind fundierte Kenntnisse über die eigene bzw. fremde Kultur und Religion das Fundament für eine vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen.

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Frage nach den theologischen Grundlagen und der praktischen Umsetzung einer islamischen Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen. Um diese Frage beantworten zu können bedarf es einerseits einer Sichtung der islamischen Primärquellen Koran und Sunna und der Berücksichtigung muslimischer Erziehungs- und Bildungstheorien, um aus der Theologie heraus grundlegende religionspädagogische und interreligiöse Motive herauszuarbeiten, die eine Orientierung für die Praxis in Kindertageseinrichtungen bieten können. Andererseits geht es um die Erschließung der bestehenden, wenn auch zahlenmäßig geringen Praxis einer islamischen Bildung und Erziehung in islamischen Kindertageseinrichtungen, um bestehende Konzepte und Handlungsprobleme zu benennen und in die Gesamtwertung einbinden zu können. Da bereits manche islamische Kindertageseinrichtungen seit über einem Jahrzehnt bestehen, ist die Praxis der islamischen Religionspädagogik im Elementarbereich der Theorie um einige Jahre voraus. Aus diesem Grund bedarf es einer wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Handlungsfeldes, um zum einen eine erste Bestandsaufnahme der Praxis machen zu können und zum anderen um diese einer wissenschaftlichen Verifizierung unterziehen zu können. Auf diese Weise möchte das Dissertationsvorhaben den notwendigen Nexus zwischen Theorie und Praxis aufrechterhalten und berücksichtigen.

Titel:Muslimischer Zelotismus und politischer Salafismus
Doktorand:Moussa Al-Hassan Diaw, M.A., Dipl.-Päd.
Betreuer: Prof. Dr. Dr. Rauf Ceylan
Abstract: Darstellung und Analyse des jungen Phänomens der politischen Salafiyya im deutschsprachigen Raum, deren Kernideologie als ideologische Grundlage der Radikalisierung bis hin zum Extremismus, der Rechtfertigung von Gewalt und die Motivation für das Werben und Unterstützen dieser Ideologie und praktische Erfahrungen in der Extremismusprävention und „Deradikalisierung“ in und außerhalb von Justizanstalten durch den Autor der Doktorarbeit.
Titel: Geschlechtergerechtigkeit im islamischen Religionsunterricht
Doktorand:Melahat Kisi, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Bülent Uçar
Abstract:In der Doktorarbeit "Geschlecht im islamischen Religionsunterricht" wird das Geschlechterwissen im islamischen Religionsunterricht untersucht. Hierzu werden ausgehend von dem Bildungsauftrag, der eine Chancengleichheit der Geschlechter in der Bildung voraussetzt, sowie im Anschluss an die feministisch orientierte Schulbuchforschung Unterrichtsmaterialien und (Kern-)Curricula im Hinblick auf das vorhandene Geschlechterwissen analysiert. Durch die Dokumentenanalyse soll das Geschlechterwissen religionspädagogisch hinterfragt werden. Ziel der Arbeit ist u.a. die Entwicklung von Kriterien für eine geschlechtergerechte Gestaltung von Lehrmaterialien.

 


 

Islamische Geschichte

Titel: Moderne innerislamische Toleranzdiskurse - Der Iḫtilāf zwischen Gnade und Plage
Doktorand:Bacem Dziri, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Stephan ConermannProf. Dr. Bülent Uçar
Abstract: Im Promotionsvorhaben geht es um den innerislamischen Toleranz- und Pluralismusdiskurs. Ein Schlüsselbegriff ist hier der des iḫtilāf, einer Konstante innerhalb der islamischen Literatur, zu dem aber auch eigens Werke verfasst wurden. Er meint "Meinungsunterschiede", die zumeist, doch nicht ausschließlich im Bereich des Rechts auftreten. In diesem hat sich historisch betrachtet der Sinn für zu tolerierende Meinungsunterschiede entwickelt, und damit auch eine gewisse Idee der "Toleranz". Aber auch ihre Grenzen wurden bestimmt. In der klassischen, vormodernen Zeit hat sich sogar die Vorstellung durchsetzen können, dass die Meinungsunterschiede eine Gnade Gottes seien. Gleichzeitig brauchte es aber eine stabile Verfasstheit des Rechts nach dem sich die Gesellschaften richten konnten. Die Spannung zwischen Flexibilität und Vielfalt auf der einen, Stabilität und Sicherheit auf der anderen Seite stellte sich je nach historischem und sozio-politischem Kontext unterschiedlich dar. Oftmals kam es zu einer Einigung darüber, worüber man uneinig sein darf und worüber nicht. Schließlich aber entwickelten sich unterschiedliche und noch heute teilweise in einem Konflikt miteinander stehende Konzepte, wie mit iḫtilāf umzugehen sei. Der alte Konsens über den Dissens steht nicht mehr außer Frage. Die Arbeit will gegenüber- und zwischenstehende Positionen und ihre Hintergründe aufzeigen und einen Überblick über die modernen Ansätze zum Umgang mit iḫtilāf anbieten. 

 




Religionswissenschaft/Religionssoziologie

Titel:

Islamische Wohlfahrtspflege in Deutschland. Eine Untersuchung anhand ausgewählter Moscheegemeinden in Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Doktorand:Samy Charchira, Dipl. Sozialpädagoge
Betreuer: Prof. Dr. Dr. Rauf Ceylan
Abstract:

Längst hat sich ein gesellschaftlicher Diskurs über die Begründung und Implementierung einer islamischen Wohlfahrtspflege in Deutschland etabliert. Bereits heute scheint ein Konsens über die Notwendigkeit islamischer Wohlfahrtspflege insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sowie Altenpflege zu herrschen. Dabei bleiben bis heute viele Fragen unbeantwortet, wie etwa: Wie kann eine islamische Wohlfahrtspflege in das gewachsene Handlungsfeld der professionellen sozialen Arbeit in Deutschland integriert werden und was kann diese tatsächlich leisten?

Mit diesem Promotionsvorhaben soll ein Beitrag in diesem bislang wenig behandelten Forschungsfeld geleistet werden. Am Beispiel ausgewählter Moscheegemeinden und muslimischer sozialer Einrichtungen in Niedersachsen soll zunächst die konkrete Angebotsstruktur sozialarbeiterischen Handelns erhoben und skizziert werden. In einem weiteren Schritt soll untersucht werden, nach welchen methodischen Gesichtspunkten sich diese Angebotsstruktur richtet und ob sie mit den historisch gewachsenen Qualitätsstandards der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland korrespondiert. Dabei soll das Betätigungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe im Fokus liegen und einer detaillierten empirischen Analyse unterzogen werden. Zum einen durch die Beobachtung und Evaluierung ausgewählter Angebote und zum anderen durch Durchführung von mündlichen Intensivbefragungen. Des Weiteren soll untersucht werden, welche Rahmenbedingungen für die Etablierung islamischer Wohlfahrtspflege in Deutschland vorherrschen und welche inhaltlichen und organisatorischen Handlungsansätze sich dafür ergeben müssen.

  

Titel: Bildungstheorie, soziale Ungleichheiten und Mobilitätsforschung
Doktorand:Alcay Kamis, M.A.
Betreuer: Prof. Dr. Dr. Rauf CeylanProf. Dr. Wassilis Kassis
Abstract:

In dieser Promotionsarbeit wird der Versuch unternommen, folgende Fragestellungen zu untersuchen: Wie gelingt es dem einzelnen Angehörigen der türkischen Minderheit in Deutschland, die Restriktionen, die die Sozialisation in einem sozio-ökonomisch schwachen oder ethnisch segregierten Elternhaus mit sich bringt, zu überwinden oder auszugleichen, so dass es ihm möglich ist, höhere Bildung als seine Eltern zu erwerben und Integration (auch) in anderen Lebensbereichen zu erreichen, und welche Rolle spielt hierbei das Wohnumfeld bzw. der Wechsel des Wohnumfeldes?

Ferner vertieft die Forschungsarbeit die Fragestellung, welche Entscheidungen mit Bezug auf räumliche Mobilität und soziale Kontakte von bildungserfolgreichen Angehörigen ethnischer Minderheiten getroffen werden, wenn sie ihre Bildung beendet und in den Arbeitsmarkt eingetreten sind, obwohl es doch naheliegend erscheint, zu vermuten, dass die Beobachtung des Wohn- oder Wanderungsverhaltens ebenso wie die Wahl von Freunden und Freizeitaktivitäten von Bildungsaufsteigern aus ethnischen Minderheiten im Erwachsenenalter den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft, Bildung und Integration, der derzeit mehr oder weniger umstandslos als Implikatonsbeziehung gesehen wird, erhellen kann.

An diese Überlegungen bzw. Forschungslücken schließt die vorliegende Arbeit an, indem sie die soziale und räumliche Mobilität im Lebensverlauf von türkischen Bildungsaufsteigern bei ungleichen Voraussetzungen hinsichtlich der Kapitalien in ihren Herkunftsfamilien und bei ungleicher Ausstattung mit erworbenen Kapitalien stellt und empirisch untersucht.